Digitale Transformation am Beispiel Estland

Zwar mag Estland flächenmäßig nicht groß sein. Das baltische Land hat jedoch eine beeindruckende Entwicklung innerhalb der letzten 30 Jahre bewerkstelligt und gehört in den Bereichen Digitalisierung und Bildung zu den Pionieren. Das beweisen das estnische Bildungssystem, die umfassende Verfügbarkeit und Nutzung des Internets und Estland als digitaler Staat als Ganzes.


Im Bereich digitales Klassenzimmer nimmt Estland eine absolute Vorreiterrolle ein: Schon Mitte der 1990er Jahre wurde ein Programm initiiert, um alle estnischen Schulen innerhalb von fünf Jahren mit einem Internetzugang und Computern zu versorgen.

Robotik-Projekte finden bereits im Kindergarten statt und Programmieren steht ab der ersten Klasse auf dem Lehrplan. Selbst das Smartphone findet im Unterricht Anwendung und wird nicht als Mittel zur Ablenkung gebannt. Der Schulalltag wird weitgehend über eine Online-Plattform organisiert, die fast alle Lehrer, Schüler und Eltern nutzen. Diese Plattform dient für vielseitige Zwecke.

Des Weiteren nutzen die Lehrer Smartboards statt Tafeln. Als Zielsetzung gilt, dass sämtliche Unterrichtsmaterialien digital vorliegen sollen.

Die Ergebnisse überzeugen: Das kleine baltische Land rückte mit seinem digitalen Klassenzimmer im PISA-Ranking auf Platz eins in Europa vor.

 

Die Netzabdeckung ist Estland ist hervorragend, was Verfügbarkeit und Bandbreite betrifft, und das sowohl in der Stadt als auch auf dem Land. In 98 Prozent des estnischen Territoriums steht 4G-Internet zur Verfügung.

In Zügen gibt es kostenloses W-LAN, und viele Esten nutzen unterwegs nicht nur Smartphones, sondern auch ihre Laptops.

Estland selbst setzt als Staat auf die Digitalisierung. So verfügen beispielsweise alle estnischen Bürger über eine elektronische Identität. Diese ermöglicht zum einen den Zugriff auf ihr eigenes zentrales Verwaltungskonto, zum anderen die Nutzung zahlreicher privater Angebote. Mithilfe dieses Verwaltungskontos wird auch der Zugang zu allen staatlichen Dienstleistungen ermöglicht: von der digitalen Krankenakte bis hin zur Steuererklärung. Auch an Wahlen können Esten digital teilnehmen.

Das elektronische Steuersystem (E-Tax) wurde bereits vor fast 20 Jahren eingefügt und wird inzwischen für circa 95 Prozent aller Steuererklärungen genutzt. Die Basis dafür bietet der Login über eine sichere ID und Formulare, die automatisch ausgefüllt werden: Die Nutzer nehmen nur noch die notwendigen Änderungen vor. Mit diesem System dauert der hierzulande so langwierige Prozess der Steuererklärung gerade einmal drei bis fünf Minuten.

E-Residency ermöglicht es digitalen Unternehmern, Geschäfte von überall her zu verwalten – vollständig online. Das Angebot richtet sich vor allem an Freelancer, Digitale Nomaden, Digitale Entrepreneure und Start-ups im Technologiebereich.

Latitude59 ist eine zweitägige, jährlich stattfindende internationale Start-up- und Technologieveranstaltung in Tallinn. Die Veranstaltung sieht sich als Bindeglied zwischen regionalen Start-ups und Märkten, internationalen Investoren und möglichen Geschäftspartnern.

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